Salbenküchen-Kurs Teil 8: Emulgatoren

Emulgatoren Willkommen beim Salbenküchenkurs Teil 8.

Heute geht es um Emulgatoren.

Emulgatoren sind nötig, um Wasser und Öl zu einer Emulsion zu verbinden, wie wir im letzten Kurs-Video gesehen haben.


Inhalt


Video

Bei Youtube anschauen

Theorie

In manchen kritischen Publikationen wird der Eindruck erweckt, dass Emulgatoren gefährliche Substanzen seien. Das trifft aber nur für bestimmte Emulgatoren zu (z.B. Polysorbat 80) und nicht für alle Arten von Emulgatoren.

In der Natur kommen Emulgatoren häufig vor, z.B. in der Milch, in Nüssen und auch im menschlichen Körper.

Heute lernen wir einige oft verwendete Emulgatoren kennen. Das sind aber bei weitem nicht alle Emulgatoren, die man in der Salbenküche verwenden kann. Die anderen Emulgatoren werde ich Euch nach und nach vorstellen.

Hier nun die Emulgatoren für heute:


Mulsifan

Mulsifan Dies ist der Flüssigemulgator Mulsifan, den ich schon im letzten Video für das Experiment verwendet habe. Darum stelle ich ihn heute vor, aber in der Praxis hat er keine sehr große Bedeutung. Man kann ihn praktisch nur für Badeöle und ähnliche Anwendungen nutzen, denn er riecht ziemlich seifig. Für Badeöle ist er jedoch nahezu unverzichtbar und es gibt auch kaum Alternativen.

Ein Badeöl kann man damit herstellen, indem man das gewünschte Öl mit 10% Mulsifan vermischt.


Lanolin

Lanolin Lanolin ist ein natürlicher Emulgator, der aus der Wolle von Schafen gewonnen wird. Es ist also ein Nebenprodukt der Wollgewinnung. Darum heißt Lanolin auch Wollwachs.

Über Lanolin gibt es sehr viel zu erzählen. Darum werde ich ihm irgendwann ein extra Video widmen.

Heute nur das Wichtigste.

Mit Lanolin als Emulgator kann man sehr fettreiche Cremes herstellen. Die entstehenden Emulsionen sind Wasser-in-Öl-Emulsionen. Man kann sogar das Wasser vollständig durch eine Tinktur ersetzen, was bei anderen Emulgatoren undenkbar ist. Außerdem hat Lanolin erstaunliche Heilwirkungen und eignet sich zur Behandlung von Hautrissen, Ekzemen und Wunden. Das alles macht Lanolin zu einem sehr guten Emulgator für Heilcremes.


Allerdings hat Lanolin auch ein paar Nachteile: Cremes mit Lanolin werden etwas klebrig. Manche Menschen reagieren allergisch auf Lanolin, etwa 1% der Bevölkerung. Lanolin kann die Entstehung von Pickeln fördern. Lanolin aus unseriösen Quellen enthält manchmal Pestizide.


Für die Cremeherstellung braucht man wasserfreies Lanolin, damit das Lanolin in der Lage ist, das Wasser des Cremerezeptes aufzunehmen. Dieses Lanolin erhält man beispielsweise unter den Namen "Lanolin anhydrid" oder ähnlich lautend. Es ist eine zähe, gelbliche Masse, die ein wenig durchscheinend aussieht.

  • Mit Lanolin kann man in Cremes die doppelte Menge Wasser binden.
  • Das heißt, man braucht 25 g Lanolin, um eine Creme mit 50 ml Wasser herzustellen.
  • Der Schmelzpunkt liegt bei 45°C.
  • Man kann Lanolin auch als heilwirksamen Konsistenzgeber in Cremes mit anderen Emulgatoren einsetzen.
  • Dann wirkt es als Co-Emulgator und unterstützt die Stabilität der Emulsion.

So sieht eine Lanolin-Creme aus. Hier habe ich Wasser für die Wasserphase verwendet, damit die Creme mit den anderen vergleichbar ist. Man kann sehen, dass die Creme etwas zäh ist. Auf der Haut hinterlässt sie eine deutliche Fettschicht.


Lamecreme

Lamecreme Lamecreme ist ein Emulgator, der aus mehreren Komponenten besteht. Man kann fettreiche Cremes damit herstellen, die sich als Nachtcreme oder Tagescreme für sehr trockene Haut eignen.


  • Lamecreme erhält man als kleine weißliche Pellets.
  • Der Fettanteil bei Lamecreme-Creme kann etwa zwischen 30% und 50% liegen.
  • Trotz des hohen Fettanteils entstehen mithilfe von Lamecreme Öl-in-Wasser-Emulsionen.
  • Lamecreme kann bis zu der 10-fachen Menge Wasser binden, man braucht also nicht sehr viel davon.
  • Beispielsweise braucht man 5 g Lamecreme bei 50 ml Wasser und einer gesamten Creme-Menge von 100g.
  • Der Schmelzpunkt liegt zwischen 55°C und 65°C.

Weil Lamecreme auch relativ stark verdickend wirkt, braucht man für Cremes weniger Konsistenzgeber als bei anderen Emulgatoren. Ganz darauf verzichten kann man aber nur, wenn man einen erhöhten Anteil Lamecreme verwendet.

So sieht eine Lamecreme-Creme aus. Sie ist weich und verleiht ein angenehmes, eingecremtes Gefühl auf der Haut.



Emulsan

Emulsan Emulsan ist ein ausgesprochen vielseitiger Emulgator. Er ermöglicht sowohl Cremes für fette Haut, normale Haut als auch für trockene Haut. Man kann auch Heilcremes mit Emulsan herstellen.


  • Emulsan erhält man als kleine weißliche Pellets.
  • Mit ihm kann man Cremes mit Fettanteilen zwischen 20% und 50% herstellen.
  • Der Emulsionstyp bei Emulsan-Cremes ist eine Öl-in-Wasser-Emulsion.
  • Emulsan bindet bis zum 10-fachen seiner Menge an Wasser.
  • Beispielsweise braucht man 5 g Emulsan bei 50 ml Wasser und einer gesamten Creme-Menge von 100g.
  • Der Schmelzpunkt liegt zwischen 60°C und 65°C.

Anders als bei den anderen heute vorgestellten Öl-in-Wasser-Emulgatoren kann man bei der Herstellung von Emulsan-Cremes für ein bis zwei Minuten mit dem Milchaufschäumer rühren, bevor die Creme zu schaumig wird. Dadurch geht die Herstellung etwas schneller als bei Cremes mit anderen Emulgatoren, die nur wenige Sekunden Milchaufschäumer vertragen. Am Anfang wird eine Emulsan-Creme nicht gleich vollständig fest. Sie dickt nach einigen Stunden nach.

So sieht eine Emulsan-Creme aus. Sie hinterlässt ein etwas stumpfes Gefühl auf der Haut. Die Haut glänzt also weniger als bei anderen fettreichen Cremes. Die Emulsan-Creme wirkt hautpflegend und feuchtigkeitsspendend.

Bei vielen Rezepten kann man Emulsan und Lamecreme austauschen. Allerdings braucht man beim Einsatz von Lamecreme meistens etwas weniger Konsistenzgeber.


Tegomuls

Tegomuls ist ein Emulgator für wasserreiche Cremes. Daher eignet es sich besonders für Cremes für fette, normale und Misch-Haut. Mit fettenden Konsistenzgebern wie Sheabutter oder Kakaobutter kann man mit Tegomuls aber auch Cremes für leicht trockene Haut herstellen.


  • Tegomuls erhält man als weißliches, körniges Pulver.
  • Mit Tegomuls kann man Cremes mit Fettanteilen zwischen 20% und 30% herstellen.
  • Der Emulsionstyp bei Tegomuls-Cremes ist eine Öl-in-Wasser-Emulsion.
  • Tegomuls bindet bis zum 15-fachen seiner Menge an Wasser.
  • Normalerweise nimmt man aber nur das 10-fache des Tegomuls-Gewichtes an Wasser.
  • Beispielsweise braucht man 8 g Tegomuls bei 80 ml Wasser und einer gesamten Creme-Menge von 110g.
  • Der Schmelzpunkt liegt zwischen 50°C und 65°C.

Leider verträgt Tegomuls keine sauren Zutaten und auch bei anderen Wirkstoffen, z.B. Salzen, reagiert Tegomuls sensibel. Die Creme neigt dann dazu sich aufzulösen oder zu gerinnen. Tegomuls ist eigentlich ein Emulgator aus der Lebensmittelindustrie. Man kann damit also auch Torten und Süßspeisen auflockern, wenn man will.

So sieht eine Tegomuls-Creme aus. Sie hinterlässt ein mattes Gefühl auf der Haut, was bei fetter Haut sehr erwünscht ist. Frische Tegomuls-Cremes weißeln beim Auftragen etwas. Aber das verliert sich, wenn die Creme ein paar Tage alt ist.


Emulgin

Emulgin ist auch ein Emulgator für wasserreiche Cremes. Häufig ist dieser Emulgator auch unter seinem chemischen Namen Glycerinstearat SE im Handel zu finden.


Cremes mit Emulgin eignen sich für fette, normale und Misch-Haut. Mit fettenden Konsistenzgebern kann man auch Cremes für leicht trockene Haut damit herstellen.


  • Emulgin erhält man als kleine weißliche Pellets oder als dünne unregelmäßige Plättchen.
  • Es eignet sich vor allem für Cremes mit Fettanteilen zwischen 20% und 30%, eventuell auch bis 40%.
  • Der Emulsionstyp bei Emulgin-Cremes ist eine Öl-in-Wasser-Emulsion.
  • Emulgin bindet bis zum 15-fachen seiner Menge an Wasser.
  • Normalerweise nimmt man aber nur das 10-fache des Emulgin-Gewichtes an Wasser.
  • Beispielsweise braucht man 8 g Emulgin bei 80 ml Wasser und einer gesamten Creme-Menge von 110g.
  • Der Schmelzpunkt liegt zwischen 60°C und 65°C.

Emulgin-Cremes bleiben zunächst ziemlich weich. Erst nach einigen Stunden oder Tagen dicken sie nach und erhalten ihre endgültige Festigkeit. Emulgin-Cremes vertragen keine sauren Zutaten und Salze. Die Cremes könnten sich sonst trennen oder gerinnen.

So sieht eine Emulgin-Creme aus. Sie hinterlässt ein feuchtes Gefühl auf der Haut, ist also feuchtigkeitsspendend. Emulgin-Cremes ziehen gut ein und bewirken keinen fettigen Glanz auf der Haut.

Bei den meisten Rezepten kann man Emulgin und Tegomuls austauschen.


Fazit:

Verschiedene Emulgatoren eignen sich für unterschiedliche Arten von Cremes. Nur manche Emulgatoren kann man in Rezepten 1:1 mit einem anderen Emulgator ersetzen, z.B. Tegomuls mit Emulgin und Lamecreme mit Emulsan.

Wenn ich mich für einen einzelnen Emulgator entscheiden müsste, z.B. weil ich erst mal langsam in die Kosmetik-Herstellung einsteigen will, würde ich mich für Emulsan entscheiden, weil Emulsan besonders vielseitig ist. Man kann fast alle Arten von Cremes damit herstellen.

Praktischer Teil

Kommen wir zum praktischen Teil.

Wir machen ein Experiment mit Tegomuls.

Und zwar probieren wir aus, ob Tegomuls das Wasser auch ganz ohne weitere Zutaten binden kann, und was dabei rauskommt.


Dazu brauchen wir:

  • 8 g Tegomuls und
  • 90 ml Wasser

Anleitung

  1. Das Tegomuls gebe ich in ein hitzefestes Glas.
  2. Das Wasser ist schon in einem hitzefesten Glas.
  3. Beide Gläser stelle ich in ein heißes Wasserbad.
  4. Dort soll das Tegomuls schmelzen und das Wasser warm werden.
  5. Wenn das Tegomuls geschmolzen ist, nehme ich beide Gläser aus dem Wasserbad raus.
  6. Unter ständigem Rühren gieße ich das Wasser zu dem geschmolzenen Tegomuls.
  7. Damit die Weiterverarbeitung schneller geht, stelle ich das Glas in ein kaltes Wasserbad.
  8. Dann mixe ich für ein paar Sekunden mit einem Milchaufschäumer,
  9. aber nur kurz, damit das Ergebnis nicht zu schaumig wird.
  10. Dann rühre ich weiter mit dem Löffelstiel.
  11. Zunächst wirkt das Ergebnis wie ein gallertartiger Pudding.
  12. Nach längerem Rühren wird die Masse cremiger, aber immer noch etwas gelartig. Ein wenig schaumig ist die Masse auch geworden.
  13. Wer will, könnte jetzt noch ätherische Öle und Konservierungsmittel zugeben.
  14. Beim Eincremen zieht diese cremeartige Masse gut ein und wirkt angenehm befeuchtet.
  15. Man könnte das Ergebnis als ölfreie Creme bezeichnen. Eine fettfreie Creme ist es nicht, weil Tegomuls eine Art Fett ist, wie die meisten Emulgatoren.
  16. Diese ölfreie Creme eignet sich wahrscheinlich sehr gut für fette Haut und zum Eincremen im Sommer, wenn man kein Fett auf der Haut haben möchte.
  17. Ich fülle die ölfreie Creme in eine Salbendose.
  18. Jetzt noch beschriften und fertig.

Anregung

Anregung für die Wartezeit bis zum nächsten Kurs-Video:

Besorgt Euch mindestens einen Emulgator Eurer Wahl.

Im Zweifelsfall könnt Ihr Emulsan nehmen.

Wer will, kann auch das Experiment mit der ölfreien Creme nachmachen.

Alles Gute bis zum nächsten Mal.

Dann geht es um die Herstellung von richtigen Cremes.